Was versteht man unter "Autobahn-Südring" ?
Beim Autobahn-Südring handelt es sich um den Ringschluss der A99 zwischen dem AB-Kreuz von A99 und A96 (Lindau) bei Gräfelfing und der A995 (München-Salzburg) bei Oberhaching. Dieses Bauwerk bewegt Planer und Anwohner seit bald 75 Jahren. Nachdem der Südring schon zweimal als Voraussetzung für eine mögliche Realisierung in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen und wieder herausgenommen wurde, hat der Landtag 2006 den Beschluss gefasst, die Autobahndirektion Südbayern zu beauftragen, eine Machbarkeitsstudie zu erstellen. Diese ist 2010 abgeschlossen und vorgelegt worden. Deren Ergebnis ist hier nachzulesen:
https://www.autobahn.de/suedbayern/projekte/detail/machbarkeitsstudie-suedring#uebersicht
Wie ist der aktuelle Stand? (2015)
Nach Vorliegen der Machbarkeitsstudie wurde von allen maßgeblichen Seiten eingesehen, dass eine Weiterverfolgung des Projektes wenig Sinn ergeben würde. Dies lag einerseits daran, dass es am Geld für eine Realisierung fehlt (prognostiziert waren 1,2 Mrd. €!) und andererseits daran, dass die Planung zunächst mal in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen werden müsste. Dieser wird jedoch erst wieder 2015 neu beschlossen. Allerdings laufen im Bundesverkehrsministerium sowie auf der Ebene der Landesregierungen derzeit die Vorbereitungen zur Erstellung des neuen - vom Bundestag zu verabschiedenden - Bundesverkehrswegeplanes. Prompt hat sich dann auch (Mitte November 2012) der bayerische Innenminister Joachim Herrmann ausdrücklich dafür ausgesprochen, dass der Südring in den neuen Bundesverkehrswegeplan aufgenommen wird. Nachdem nun aber Bürgerbeteiligung populär ist, hat er angeboten, dass jeder, der es möchte, eine Stellungnahme dazu abgeben darf (per Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!). Dies soll allerdings am 14. Dezember sein Ende haben und im Übrigen auch völlig unverbindlich sein.
Das Projekt Autobahn-Südring hat es nicht in den Bundesverkehrswegeplan geschafft, ist auch im Bedarfsplan 2030 nicht enthalten.
Welche Positionen hat das Grünzug-Netzwerk Würmtal hierzu ?
Das Grünzug-Netzwerk Würmtal ist ein entschiedener Gegner eines wie auch immer konzipierten Südrings und hat zusammen mit anderen Organisationen, Gemeinden und vielen Bürgern die Erstellung der Machbarkeitsstudie kritisch begleitet und mit Aktionen bekämpft. Unsere Gründe dafür sind:
1. Etwa 500 ha fast durchgängig geschützter Natur (FFH-Gebiete, Landschaftsschutzgebiete, Trenngrün, Bannwald) würden aufgrund der weitestgehend oberirdischer Trassenführung zerstört.
2. Der letzte zusammenhängende Naherholungsbereich um München würde zerschnitten und damit weitgehend vernichtet.
3. Die für das Münchner Stadtklima wichtige Frischluftschneise würde gefährdet. Berechnungen ergeben eine durchschnittliche Temperaturerhöhung von 2-3 Grad wenn aus dem Westen nicht mehr im bisherigen Umfang Frischluft nach München einfließt. Bei ohnehin zunehmender Erderwärmung sind das für eine Gemeinde mit massiven Feinstaub- und Abgasproblemen erschreckende Zahlen. Andere Städte in Deutschland erwägen kühlende Wasserläufe durch die Innenstädte und Zeltdächer über Einkaufsstraßen.
4. Die vorgesehenen Tunnel würden quer zur Fließrichtung des Süd-Nord fließenden Grundwassers verlaufen und dieses möglicherweise gefährden.
5. Die Kosten von in 2010 schöngerechneten € 1,2 Milliarden stehen in keinem vernünftigen Verhältnis zur verkehrlichen Wirkung. Laut Gutachten Prof. Kurzack wird:
- die überregionale Bedeutung des Südrings nur gering sein. Dieser Verkehr wird aber in jedem Fall über die A 96 oder A 99 zusätzlich an Germering vorbeigehen,
- es für den Ostring mit 5-10% keine spürbare Entlastung geben. Das aber war der entscheidende Grund, das Projekt Südring wieder aufzugreifen,
- es per saldo keine Entlastung der Gemeinden westlich von München geben,
- eine Entlastung nur für einige Straßenzüge im westlichen München prognostiziert, was aber durch den Bau des Luise-Kiesselbach-Tunnels wenigstens teilweise auch erreicht werden wird.
6. Die Machbarkeitsstudie ist entgegen der Behauptung der Autobahndirektion nicht ergebnisoffen erstellt worden, da die Variante „Es geht nicht“, nie in die Untersuchung eingeflossen ist.
7. Die € 1,2 Milliarden für den möglichen Bau eines Südrings sollten in lärmmindernde Maßnahmen am bestehenden Autobahn-Netz im Raum München gesteckt werden. Damit wäre der Bevölkerung mehr und schneller geholfen.
8. Der Südring ist schon 1980 und 2004 aus dem Bundesverkehrswegeplan wieder herausgenommen worden, v.a. aus ökologischen Gründen. Diese spielen heute eine noch größere Rolle. Warum dann eine erneute Planung ?
Was bedeutet dies aktuell ?
Aufmerksam bleiben. Solange der Siedlungsdruck und der motorisierte Individualverkehr in der Region weiter zunehmen wird der Ruf nach Autobahnringschluss immer wieder laut werden. Es ist deshalb auch eine wichtige Aufgabe von an Nachhaltigkeit orientierten Organisationen (wie dem Grünzug-Netzwerk Würmtal) aufzuzeigen, dass der "Metropolregion München" mit einem quantitativen Wachstum nicht gedient ist. Der Raum ist bereits zu stark belastet.
Update: Herbert Stepp, 3.12.2022