Die Gründung des „Grünzug-Netzwerks Süd-West“, wie wir uns ursprünglich nannten, hat eine Vorgeschichte: Eine ganze Serie von Ereignissen, die die Lebensqualität und Nachhaltigkeit der Region gefährdet hatten. Zahlreiche Bürger haben sich gegen diese Bedrohungen in verschiedenen Vereinen und Bürgerinitiativen engagiert: die BIKG (Bürger gegen Industriegebiet Kiesgrube Glück, Planegg), die BIN (Bürgerinitiative Neuried), BIK (Bürgerinitiative Krailling), die BIS (Bürgerinitiative Stockdorf), mit so prominenten Mitgliedern wie Gustl Bayrhammer oder Peter Rubin, die BBG (Bürgerinitiative Bannwald Gauting), auch die von einer breiten Bürgerschaft getragenen „Lokale Agenda 21 – Gruppen“ im Würmtal und in Hadern hatten diese Probleme im Auge wie auch die verschiedenen lokalen Ortsgruppen des Bund Naturschutz und des Landesbund für Vogelschutz. Auch die Schutzgemeinschaften des Forstenrieder Parks und des Kreuzlinger Forstes, der Heimatschutzverein Freunde des Würmtals, Ortsvereine der Grünen/Unabhängigen und der ÖDP waren mit Vertretern Mitglied der ersten Jahre. Ursprünglich als eine Art Austauschforum und Dachverband dieser einzelnen Initiativen gedacht und agierend, hat sich mit Vereinsgründung die Mitgliedschaft auf natürliche Personen konzentriert. Der Aktionsradius hat sich deshalb nicht verkleinert, im Gegenteil.

Die „Vorgeschichten“ der Vereinsgründung ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

  • Umgehungsstraßenplanungen:
    Der Wunsch, die Ortsdurchfahrten der Würmtalgemeinden vom Verkehr zu entlasten (Stichwort St 2063 neu) ist zwar verständlich, hätte aber in den Ortszentren kaum eine Verbesserung bewirkt. Gleichzeitig würde sich eine Auto- und LKW-schlange entlang des Bannwalds Lochhamer Schlag und des Ortsteils Martinsried quälen, andere Ortsstraßen sogar mit deutlich mehr Verkehr belasten. Es würde auch einen Weiterbau mitten durch den Bannwald Forst Kasten provozieren. Schon in den Neunziger Jahren haben viele der Gründungsmitglieder des GNW gegen diese Planungen gekämpft.
  • Autobahn-Südring:
    immer wieder wurde und wird bis heute der Ruf nach Schluss des Autobahnrings München laut. Im Würmtal würde er über lange Strecken durch wichtige Naherholungsgebiete und Wälder geführt werden müssen. Diese „Raumwiderstände“ sind immer wieder in Gutachten als nicht vernünftig überwindbar beurteilt worden, auch nicht durch umfangreiche Tunnelführungen. Vor und nach Gründung des GNW haben die Proteste aus der betroffenen Bürgerschaft bis heute eine konkrete Planung verhindert.
  • Kiesabbau:
    Ursprünglich war das größte Problem die Art der Materialien, mit denen die Gruben verfüllt wurden. Das holt uns heute wieder ein, wenn für den U-Bahn-Tunnel von Klinikum Großhadern nach Martinsried Altlasten angeschnitten werden und auf Kosten der Allgemeinheit teuer entsorgt werden müssen. Später waren Mineralwolle- und Asbestdeponierung das Streitthema und mittlerweile die Zerstörung von Bann-, Erholungs- und Klimaschutzwald.
  • Strukturkonzept Biotechnologie:
    Der Versuch, in den Bannwald (und Regionalen Grünzug und Landschaftsschutzgebiet) südlich der Max-Planck-Institute in Martinsried junge Biotechnologie-Unternehmen anzusiedeln hatte zunächst zur Gründung der BI „Pro Bannwald“ geführt, die bald nationsweites Aufsehen erregte: nachdem ein vorwurfsvoller (wie kann man nur gegen die Schaffung von Arbeitsplätzen sein) Artikel in einem McKinsey-Blatt erschienen war, rollte ein Wirtschafts-Redakteur des „SPIEGEL“ den Fall etwas neutraler auf: hier lesen. Die Unverfrorenheit, wie hier interessierte Kreise die Vorgaben der Regionalplanung über den Haufen werfen wollten, brachte das Fass zum Überlaufen und war der Zündfunke für den Zusammenschluss der Umweltvereine.

Die Konsequenz:

Die Gründung des Grünzug-Netzwerks im Juli 2002 mit dem Bestreben, die verbliebenen Naturräume regional übergreifend zu schützen. Weil das nur geht, wenn man sie aufwertet, erstellten wir zunächst eine Projektskizze (hier als pdf-download) und konzentrierten uns auf das Machbare. Hier stießen wir bei der Stadt München als Erweiterung des Programms „die Grünzüge in Fahrt bringen“ auf offene Ohren und organisierten das Anlegen einer Streuobstwiese (hier die Details) hinter Westbad/Max-Planck-Gymnasium. Wie es weiterging lesen Sie bitte auf der Themen-Seite.

Eingestellt am 24.08.2022, Herbert Stepp