Streuobstwiesen sind ein wichtiger Teil der bayerischen Kulturlandschaft. Von 1950 bis 1980 ging die Zahl der Streuobstwiesen in unserer Region jedoch rapide zurück. Die Pflege und Ernte lohnte sich wegen der Konkurrenz der Plantagen nicht mehr. Sie wurden mit EU-Prämie gerodet. Die Verbraucher wurden dahingehend beeinflußt, dass sie nur noch makelloses Obst essen wollten.

In Kooperation mit dem Münchner Baureferat-Gartenbau wird auf dem Gebiet des Landschaftsparks Pasing, Laim, Blumenau, Hadern eine ökologisch wertvolle Streuobstwiese angelegt. Es werden traditionelle Sorten verwendet, die dadurch wieder bewusst gemacht und erhalten werden. Es werden Hochstammsorten verwendet und jeder Baum bekommt etwa 100 qm Lebensraum. Die Obstsorten werden bunt gemischt und unter den Bäumen befindet sich eine Wiese mit verschiedenen Gräsern und anderen wild wachsenden Pflanzenarten, die nur etwa zweimal pro Jahr gemäht wird.

So entsteht ein kleines Biotop, Lebensraum für viele Kleinsäuger, Insekten, Vögel und Pflanzen, die zum Teil auf den Lebensraum Streuobstwiese angewiesen sind. Der Gartenrotschwanz und der Steinkauz brüten gerne in den Hohlräumen alter Obstbäume und die Fledermaus nimmt sie als Übersommerungsquartier. Die Wiese ist mit ihrer Pflanzenvielfalt eine Heimstätte für eine große Anzahl weiterer Tiere und bietet zusätzlich Nahrung für die Baumbewohner. Bis zu 5.000 Pflanzen- und Tierarten können in einer solchen Wiese vorkommen.

Streuobstwiese Lageplan

 

Eine Streuobstwiese stellt einen hohen ökologischen Wert für die Allgemeinheit dar. Doch kann und soll deren Anlage und Pflege nicht alleinige Aufgabe von den Initiatoren sein. Vielmehr ist Identifikation und langfristige Betreuung idealerweise dadurch zu gewährleisten, dass Menschen, die in der Nähe wohnen, für diese Bäume Patenschaften übernehmen. Damit besteht auch für Menschen, die über keinen eigenen Garten verfügen, eine Möglichkeit zu mehr Naturverbundenheit.

Eine besondere Attraktivität ergibt sich bei Obstbäumen dadurch, dass nicht nur das Wachstum der Bäume begleitet wird, sondern auch nach einiger Zeit das Ernten möglich ist. Die ausgewählten seltenen Streuobstbäume gewährleisten somit auch noch schmackhaften Genuss.

Partner der Baumpaten ist der Verein Grünzug-Netzwerk Würmtal e.V. Dieser übernimmt organisatorische Aufgaben, insbesondere:

  • die Beschaffung der Bäume
  • die Durchführung der fachgerechten Pflanzung
  • die Vergabe der Patenschaften (auch: deren Entzug und Neu-Vergabe)
  • die Sicherstellung des Mähens
  • die Entsorgung von Mähgut und Baumschnitt

Die Paten haben die folgenden Aufgaben bzw. Pflichten:

  • wenn möglich, die Beteiligung an der Pflanzung
  • Durchführung des Baumschnitts (in Abstimmung und auf Empfehlung des Vereins)
  • Information des Vereins über auffällige Krankheiten der Bäume
  • Verzicht auf Kunstdünger und nicht biologisch abbaubare Pflanzenschutzmittel
  • Leistung des einmaligen Paten-Beitrags von 20,- EURO

In einer schriftlichen Vereinbarung zwischen Patin bzw. Pate und dem Verein werden diese Rechte und Pflichten festgehalten.

Am Projekt beteiligt sind:

  • Landeshauptstadt München, die das Grundstück zur Verfügung gestellt haben
  • Regierung von Oberbayern / EU mit Förderprogramm zur Anlage von Streuobstwiesen
  • Grünzug-Netzwerk-Würmtal e.V. als Projektträger
  • alle Paten (m/w), die die Streuobstwiese pflegen

 

Folgende Obstsorten wurden gepflanzt:

Äpfel: Kaiser Wilhelm, Rheinischer Bohnapfel, Teuringer Winterrambur, Wiltshire
Birnen: Madame Verte, Gräfin von Paris
Pflaumen: Hauszwetsche

Kaiser Wilhelm Apfel Historie: Wurde von einem Lehrer Hesselmann aus Witzhelden bei Solingen 1864 als ausgewachsenen Baum in einem Gutsgarten entdeckt. Benannt nach Kaiser Wilhelm I. (1797 - 1888).
Ernten: Ende September (die Früchte sollten früh geernet werden).
Genußreife: Anfang Dezember bis März
Frucht: großer, rot gestreifter, schöner Tafelapfel, der beim Kochen gut zerfällt; läßt sich hervorragend lagern.
Baum: reichtragend, sehr frosthart und widerstandsfähig gegen Krankheiten; geringe Ansprüche an Boden und Klima; bis in Höhen über 600 m geeignet.

Rheinischer Bohnapfel

Historie: Der Rheinische Bohnapfel gehört zu den ältesten uns heute noch bekannten Apfelsorten in Deutschland und ist nachweislich schon weit vor 1750 verbreitet gewesen.
Ernte: Ende Oktober
Genußreife: Januar bis Juli
Frucht: hochgebauter, guter Koch- und Eßapfel, ab Dezember/Januar hervorragend ergiebiger Saft- und Mostapfel, eßbar ist der Apfel erst ab Februar/März; behält bei der Verarbeitung seine weiße Fruchtfleischfarbe.
Baum: ist anspruchslos und frosthart; für rauheste Lagen; liebt schwere Böden; wenig Schnittaufwand erforderlich


Teuringer Winterrambur Apfel
Synonyme: Jägerapfel, Schönster vom Neckartal, Rheinischer Winterrambur
Historie: vor 1650 als Zufallssämling entstanden; bekannter heimischer Winterapfel
Ernte: Mitte Oktober
Genußreife: Dezember bis Mai
Frucht: groß, goldgelb, rot gestreift bis rotbackig, glänzend wie gewachst, mit süßem Geschmack.
Baum: gesund, reichtragend, schorffrei, spätblühend; sollte auf einen Stammbildner veredelt sein, dann bis 1000 m Höhe geeignet.

Wiltshire Apfel
Synonyme: Schöner aus Wiltshire; Weiße Wachsrenette (Niederbayern)
Historie: Wurde von einem Herrn Standish, Wiltshire, England, um 1800 aus einem Apfelkern gezogen. Von Herrn F.X. Silbereisen um 1920 in Niederbayern als Weiße Wachsrenette verbreitet, wo sie auch heute noch unter diesem Namen zu finden ist. Von Herrn Oberregierungsrat Rudolf Trenkle, ehemaliger Leiter des Obstbauinstitutes Weihenstephan, um 1930 als Schöner aus Wiltshire identifiziert. Seitdem in ganz Deutschland unter diesem Namen verbreitet.
Ernte: Ende Oktober
Genußreife: November bis März
Frucht: großer, hellgelber, leicht gestreifter, knackiger Tafelapfel, der nicht welkt; eine bayerische Hauptsorte zur Fruchtsaftbereitung; sehr gute Kochfrucht
Baum: widerstandsfähig gegen Krankheiten und Frost; gedeiht auch noch in rauhesten Lagen vortrefflich; unempfindliche Blüte.

Madam Verte Birne
Historie: um 1810 von einem Obstzüchter Vevers in St. Josseten-Norde bei Brüssel aus Samen gezogen.
Genußreife: Dezember bis Anfang Februar
Frucht: mittelgroße, mit zimtfarbenem Rost bedeckte, aromatische, saftige Tafelbirne. Die Früchte sollten zum Ausreifen lange am Baum hängen bleiben.
Baum: sehr frosthart, schorffest, braucht aber eine sonnige Lage.

Gräfin von Paris Birne
Historie: Von einem Herrn Guillaume, Foureine in Dreux, Frankreich, im Jahre 1893 aus Samen gezogen.
Ernten: Die Früchte brauchen zum Ausreifen viel Sonne und sollten möglichst bis Ende November am Baum hängen bleiben.
Genußreife: November bis Januar
Frucht: große, süße und schmelzende Tafelbirne.
Baum: sehr frosthart und robust

Hauszwetsche
Historie: der Ursprung der Hauszwetsche wird in Turkestan vermutet; es wurden in einem alten Brunnen aus der Römerzeit (1. - 3. Jahrhundert) in Aalen Zwetschensteine nachgewiesen.
Reifezeit: Ende September
Frucht: bekannte Massensorte, die im Haus bestens zu verwerten ist: Frischverzehr, Marmelade, Dörren, Kuchenbelag, Brennen, Tiefkühlfrucht, usw.; steinlösend.
Baum: auch für höhere Lagen geeignet.