Die Beurteilung durch das GNW ist wie folgt farblich markiert:
positiv
unklar bzw. fragwürdig
negativ
Arbeitsthesen (S. 24):
1. Quantitatives Wachstum und Entwicklung kann Qualitäten generieren
Kann, muss aber nicht
2. Mehr Dichte bedeutet weniger MIV
Gilt nur, wenn der verdichte Raum optimal mit dem ÖPNV verknüpft ist und/oder wenn sich ein Großteil der Arbeitsplätze in der Nähe der jeweiligen Wohnungen befindet
3. Attraktive öffentliche Räume fördern den Langsamverkehr und schaffen Identität
So ist es
4. Wald ist nicht gleich Wald
Völlig unklar, was damit gemeint ist
5. Die Würm ist nur noch Teil des kollektiven Gedächtnisses
Schwülstig formuliert und unklar, was damit gemeint ist
6. Weite ist ein Relikt in der Wachstumsregion
Banale Feststellung
Vorgehensweise:
• Workshops mit wenigen Kommunalpolitikern und Verwaltungsleuten aus den beteiligten Kommunen
• Öffentlichkeitsbeteiligung nur zum Abschluss per Präsentation für je 5 aus jeder Kommune
• Bei der Erarbeitung des Konzepts keinerlei Einbeziehung der Öffentlichkeit
• Nur eine Infoveranstaltung, zudem nur für wenige ausgewählte Öffentlichkeitsvertreter
• Den Abschlussbericht erhielten noch nicht einmal alle maßgeblichen Kommunalpolitiker, geschweige denn, dass in den betroffenen Gemeinden und Städten Informationsveranstaltungen durchgeführt wurden
Grundentscheidung für eine von vier Szenarien (S. 44+45):
• Stagnation
• urbane Innenentwicklung
• Würmtalstadt
• Regionale München (also eine die gesamte Region umfassende Stadt)
Unter der Prämisse eines deutlichen Anstiegs der Gesamtbevölkerung im Großraum München hat man sich (relativ schnell) dafür entschieden die urbane Innenentwicklung als Ziel-Szenario anzusehen und weiter zu verfolgen. Man unterstellt insbesondere, dass bei diesem Szenario der MIV gleich bleibt während der ÖPNV sowie der Fuß-/Radverkehr deutlich ansteigt.
Sinnvoll wäre gewesen, wenn parallel auch das Szenario Stagnation untersucht worden wäre.
Zentrale These beim Ziel-Szenario „Urbane Innenentwicklung“ (u.a. S. 52):
„Innerhalb eines 600 m-Radius, abhängig von der jeweiligen Bebauungsstruktur der Gemeinde, soll das Baurecht rund um die S- und U-Bahnhaltestellen erweitert werden. Ziel ist es eine städtischere Bebauung zu erhalten, die die Stadträume klarer definiert. Durch diese Maßnahme sollen bis zu 10 % neue Wohnungen geschaffen werden.“
Dieser Radius wurde gewählt, weil es aus diesem heraus maximale 10 min dauert, bis man zu Fuß S- oder U-Bahn erreicht. An anderer Stelle (S. 42) wird auch angesprochen, dass in diesem Bereich eine „ausgewogene Nutzungsmischung von Wohnen, Arbeiten und Freizeit“ gegeben sein soll. S. 99:
• Nachverdichtungsbebauungspläne und
Veranstaltungen, die die Öffentlichkeit von diesem Konzept überzeugen sollen
Diese pauschale Forderung ist grundsätzlich nachvollziehbar, kann und darf jedoch nicht undifferenziert auch schützenswerte Grünbereiche betreffen, wie z.B. das Umfeld von Maria Eich , das ja in unmittelbarer Nähe vom Planegger Bahnhof liegt.
Freiraum und Freizeit S. 41:
• bessere Erlebbarkeit der Würm
• Stärkung radialer Grünverbindungen (auch: Wald zur Erholung + mehr Radverbindungen)
• „Inwertsetzung“ grüner Zwischenbereiche (auch: Nachnutzung von Kiesabbauflächen)
• Landesgartenschau (S. 101)
• Freizeitkonzept „Siedlungsnaher Bannwald“ (S. 100)
Weitgehend sind dies wichtige und unterstützenswerte Ziele.
Eine Landesgartenschau würde allerdings mit hoher Wahrscheinlichkeit notwendig machen, dass zusätzliche Versiegelungen für den MIV erforderlich werden.
S. 58:
„Grundsätzlich sind alle Landschaftsbestandteile … gleich wertvoll und zu sichern … Dies bedeutet in der Konsequenz, dass eine Bannwaldfläche nicht per se schützens- und damit erhaltenswerter sein muss als eine landwirtschaftlich genutzte Wiesenfläche“
Mit dieser Formulierung wird sowohl der tatsächliche Wertunterschied der Landschaftsbestandteile als auch ihr unterschiedlicher Rechtsschutz ignoriert.
S. 102:
„… Entwicklung raumübergreifender Konzepte, um für die Eingriffe in geschützte Landschaftsbestand teile gemeinsame Kompensationsstrategien zu entwickeln und strategische Allianzen zu bilden. Als Beispiel wäre die Etablierung eines „Bannwaldkontos“ zu nennen, über das Ausgleichsleistungen im großräumlichen Zusammenhang kompensiert werden.“
Mit „strategischen Allianzen“ ist ja wohl gemeint, dass eine Bürgerbeteiligung „ausgetrickst“ werden soll
Sehr peinlich ist die Forderung nach einem „Bannwaldkonto“, da damit etwas gefordert wird, was ohnehin Gesetzeslage ist. Außerdem geht man wie selbstverständlich davon aus, dass es Eingriffe in den Bannwald geben wird.
Ebenfalls S. 102:
„Der Dialog mit den Bürgern zur zukünftigen Entwicklung, nicht nur des Landschaftsraumes, kann frühzeitig und relativ kurzfristig durch gemeinsam initiierte Aktivitäten, z.B. Waldaktionstage oder ein Würmfest auf den Weg gebracht werden.“
Ein sehr rückständiges Konzept von Bürgerbeteiligung
Zentrale Aussagen zum Verkehr (S. 42 + 64 - 72):
• „Mit Ausnahme des … Stadttunnels Starnberg und der Westumfahrung Starnberg soll auf weitere Umfahrungsstraßen mit überörtlicher Bedeutung … verzichtet werden.“
Ein wichtiger und richtiger Satz.
Außerdem:
• S-Bahnen sind Rückgrat (10 min-Takt und Abschaffung der Tarifsprünge)
• Mobilitätsbedarf ist wegen des „600 m-Konzepts“ reduziert
• wegen des „600-m-Konzepts“ verteilt sich der Verkehr auch gleichmäßiger über den Tag
• Rückgewinnung von öffentlichen Räumen in den Ortszentren für Fußgänger und Radler (durch bessere Überquerungsmöglichkeiten + bessere ÖPNV-Zugänge + Tempo 30):
• Gautinger Straße in Neuried
- Knoten Bahnhofstr. / Bräuhausstr. In Planegg
• Margarethen + Luitpoldstr. In Krailling
• Hauptplatz mit Münchener Str. in Gauting
• Schwerverkehr „bestmöglich entlang ausgewählter geeigneter Hauptverkehrsachsen kanalisieren“
(St 2063 -> Autobahn)
• Ausschöpfung kombinierter Mobilität
• ÖPNV-und Rad-Alternativen für zunehmende tangentiale Verflechtungen
• Expressbus (später Tram): Martinsried – Planegg – Germering)
• Tramnetz nach Müller-Diesing von 2007
• U3-Verlängerung nach Neuried
• Fahrradschnellverbindungen (mit Pedelec-Ladestation z.B. am Bahnhof Planegg)
- Pasing – Starnberg
• Planegg – Steinkirchen – Martinsried – Großhadern
• regionale Radrouten:
- Gauting – Neuried (M4)
• Gauting – KIM
• Germering – Planegg – Martinsried – Neuried
• Mobilitätsmanagement wie in München “gscheid mobil”
Durchwegs positiv, wenn auch die Schwerverkehrs-Umlenkung nicht so ohne weiteres möglich sein wird.
Gewerbe (S. 60):
• in Bahnhofsnähe auch Läden für täglichen Bedarf und Arbeitsplätze
• Nachverdichtung von bestehenden Gewerbegebieten
• stark emittierendes Gewerbe in Autobahnnähe (z.B. in Planegg)
• Neuausweis von Gewerbeflächen allenfalls in interkommunaler Zusammenarbeit
Durchwegs positiv, wenn auch dem Vorschlag, stark emittierendem Planegger Gewerbe an die Autobahn zu verlegen, der Realitätsbezug fehlt.
Wissen (S. 62):
Hier geht es ausschließlich um Martinsried + Großhadern, so „ … sollte der Seitenarm des regionalen Grünzugs … zwischen Martinsried und der Landeshauptstadt München überdacht werden.“
Aber etwas weiter im Text:
„ … beispielsweise könnte auch eine teilweise Qualifizierung hin zu einem innerörtlichen Nahsterholungsraum für die Nutzer des Wissensstandortes und der Anwohner denkbar sein.“
Es ist nicht akzeptabel, diesen wichtigen Teil des Regionalen Grünzugs teilweise oder gänzlich zur Disposition zu stellen.
Der Vorschlag der Gutachter bezüglich des weiteren Vorgehens sieht wie folgt aus:
1. Bürgermeister-Runde (+ Ministeriumsvertreter), organisiert vom Planungsverband:
„Abklopfen“ der Handlungsfelder bzw. Projekte auf politischen Willen, Umsetzbarkeit, Finanzierungsmodelle und Zeitrahmen.
2. Vierteljähriger Turnus mit regelmäßigem Wechsel der verantwortlichen Kommune
3. Herstellung von Verbindlichkeit durch gemeinsame Beschlüsse bzw. Festlegungen im Regionalplan
4. Austausch mit anderen, vergleichbaren Regionen („Zukunfskongress“)
5. Regionalmanagement, gefördert durch Freistaat
6. Interkommunale Ortsentwicklungskonzepte (ROEK II) auch zu den Themenfeldern Demographie/Bevölkerungs-/Sozialstruktur, Einzelhandel/Gewerbe und Tourismus/Marketing
7. Neue Wege der Öffentlichkeitsbeteiligung (Homepage mit „Kummerkasten“ und „Ideen-Marktplatz“
Die Öffentlichkeitsbeteiligung reduziert sich auf einige wenige (eher peinliche) Vorschläge (s. Punkt 7).
Demgegenüber ist ja noch nicht einmal vorgesehen, dass die jeweiligen Gemeinderäte informiert oder gar einbezogen werden (von Einzel-Beschlüssen gemäß Punkt 3 abgesehen).
Die für ein eventuelles ROEK II (s. Punkt 6) vorgeschlagenen Themenfelder sind eigentlich bereits im vorliegenden Bericht abgedeckt. Die einzige Ausnahme (Tourismus/Marketing) ist für eine Neu-Beauftragung sicher nicht ausreichend.
Die Etablierung eines Regionalmanagement gemäß Punkt 5 ist allerdings zu befürworten.
Zusammenfassung erstellt von Joachim Bender
Kommentierungen vom Grünzug-Netzwerk Würmtal